Sieben Jahre später. Selber Platz, andere Zeit, ganz andere Stimmung.

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Ich traue meinen Augen Kaum. 

Okay, das ist jetzt vielleicht ein bisschen unverständlich, weil Sie mich ja nicht wirklich körperlich oder räumlich vor sich sehen können. Dieser Blog ist nämlich jetzt entstanden. Natürlich, werden Sie sagen, zumindest die philosophisch Vorgebildeten unter Ihnen, ein Blog entsteht ja immer genau jetzt. Wann sollte er denn sonst entstehen. Da haben Sie zwar an und für sich natürlich Recht, aber es gibt eben verschiedene Momente des Jetzt. Solche und solche eben. Und dieser, über den ich hier und jetzt rede, war eben einer der zweiteren Sorte. Ein Jetzt mit einem gewissen inneren Hochfahren, und wäre ich tatsächlich ein Wolf in Leib und Stimme, wäre dieser Zustand des Jetzt wahrscheinlich auch mit einem Alles durchdringenden Wolfsgeheul versehen worden, das selbst Sie in Ihrer vielleicht weit entfernten Behausung noch hören hätten können, wobei auch Ihnen dann der Schreck durch Mark und Bein gefahren wäre.

Wir wissen nicht, was hier geschieht, doch singt fast jeder Augenblick im Blick zurück und auch an sich sein eigen Lied.

Das alles soll bitte auf keinen Fall missverstanden werden, etwa im Sinne der österreichischen Almbauern und ihrer Jägerschaft, ich bin strikt gegen das Abschießen wieder neu eingebürgerter Wölfe. Vor allem, weil es sich dabei ja nur um einen Freibrief für die Jäger handelt, sich endlich ungestraft eine imposante Wolfstrophäe über den Kasten hängen zu dürfen, und dann erwischt es zumeist noch einen Wolf, der gar kein sogenannter Problemwolf oder Reißwolf gewesen war, sondern ein harmloser, dem Problemwolf nur einfach unglücklicher Weise in seinen Spuren nachfolgender Wolfsgenosse, und schon ist er zur Trophäe geworden, reduziert und ohne das geringste Gefühl für die Lebensberechtigung der Mit-Natur einfach ausgelöscht aus dem Buch des Lebens. Irgendwann werden die Wölfe vielleicht eine Art übergeordneter Intelligenz erreichen und dann, spätestens dann, wird es den Jägern, die Wölfe vernichten, jedenfalls noch leidtun. Ohnehin wird es uns allen leidtun, wenn wir unsere Mitschöpfung aus Gier und Verblendung vernichtet haben werden.

Das nachklingende posttraumatische Schockelement kommt jetzt vielleicht gar nicht vom Ansehen meiner alten Videos sondern vom Mitgefühl mit den gejagten und in ihrem natürlichen Dasein von uns abgelehnten Wölfen.
Trotzdem, zusätzlich zu der Wolfsthematik hallte da irgendwie noch ein Schock wie eine fehlgezündete Sirene in meinem inneren Raum. Und dieser Schock entstand genau jetzt beim Betrachten meiner alten Videos über Körpertherapie. Verzeihen Sie mir bitte die fehlgezündete Sirene. Ich weiß natürlich, dass Zündung und Sirene nicht wirklich unbedingt zusammengehören. Aber es gefällt mir irgendwie, die beiden Elemente in einen geistigen Korb zusammen zu fügen und sie dann geistig in meinem inneren Theater auch eng umschlungen zusammen auftreten zu lassen. Zündung – Sirene – Wow!

Schamanischer Workshop - Feenalm - Österreich - Kraftort
Warten auf den Wolf?

Dann komme ich wieder auf den Boden zurück. Auf den meiner alten Videos nämlich.

Ich betrachte also meine Videos, sieben Jahre nach ihrem ersten und einzigen Entstehen, und bin mir nicht sicher, ob ich das tatsächlich selbst gewesen sein soll, der hier versucht, auf erste ungeschickte Weise seine Essenzielle Körpertherapie in Aktion zu zeigen.

Sieben Jahre sind ohnehin so eine kritische Zeit. Angeblich verjüngen sich fast alle unsere Zellen in diesem Zeitraum, und auch die Ahneneinflüsse sollen so ungefähr alle sieben Jahre wechseln. Dadurch gibt es dann eine siebenjährige Lebensabschnittsvorstellung in dem Sinn, dass sich alle sieben Jahre unser Sinn und unsere Vorliebe aber auch unsere Lebensschwerpunkte angeblich ändern sollen.

Das kann ich jetzt beim Ansehen meiner alten Videos wirklich sehr gut merken. Sie gefallen mir nämlich so gar nicht mehr, nein eigentlich sogar: nicht ein bisschen. Ich weiß jetzt, nach sieben Jahren intensiver Selbst- und Fremdentwicklung, natürlich auch nicht mehr, ob sie mir damals noch gefallen hatten, als ich sie herstellte oder herstellen ließ. Aber zumindest war ich damals wohl offensichtlich noch bereit, mich mit ihnen so weit zu identifizieren, dass sie ungestört ihr virtuelles Leben bei mir fristen durften.

Mit Fremdentwicklung meine ich hier natürlich die Arbeit mit anderen Menschen als mit mir selbst. Das ist einer der wirklichen Vorzüge des therapeutischen Berufslebens: Sie können zu Ihrer eigenen Selbstentwicklung noch eine deutliche Fremdentwicklung jener Menschen, mit denen Sie arbeiten durften, miterleben. Das Leben vervielfacht sich in diesem Sinn für uns Therapeuten sogar.

Dann, beim weiteren Betrachten der Videos, einem Betrachten, das mit immer grimmigerer Miene des Betrachters gekoppelt ist, entsteht plötzlich in mir der logische und naheliegende Impuls, ein Impuls, aufsteigend von ganz tief innen und fast unwiderstehlich deutlich an mein exekutives muskuläres Zentrum appelierend:
Sofort löschen, alles neu gestalten, und: Ich sehe ja heute gar nicht mehr so aus wie damals, also, ich meine, irgendwie sieht dieser Mann auf den Videos ja ein bisschen plump aus und ein wenig unbeholfen auch noch, und mich begleitet ja, allerdings erst seit den letzten zwei, drei Jahren, eine unerhört feine Ausstrahlung unglaublicher Eleganz, nein, das kommt ja so gar nicht auf diesen Filmchen hier zur Geltung, nein wirklich, so geht das nun mal nicht, und so weiter….und schon war ich dabei, den Finger entschlossen auf die Löschtaste mit der Aufschrift: „Alles Unbequeme und Unansehnliche löschen, am Besten neu formatieren. Kann niemals wieder rückgängig gemacht werden,“ zu drücken, doch dann packte mich das schlechte Gewissen. Vielleicht ist das alles ja nur eine Art narzisstischer Anwandlung, und die treibt mich jetzt dazu, Geschichtsbereinigung in eigener Sache zu betreiben, oder vielleicht möchte ich nur nicht so öffentlich im Bild sein und bin auf meine etwas fortgeschrittenen Tage jetzt richtig publikumsscheu geworden. Es stimmt ja, die Wahrheit liegt im Moment und nicht im Video. Aber das ist ja noch lange kein Grund, diese vehemente Löschtaste zu drücken. Also was jetzt, Alter? Drücken oder bleiben lassen? Ich werde mich bei Ihnen sofort umgehend melden, wenn mein allzeit bereites kreatives Unbewusstes diesen gerade schwelenden inneren Konflikt endgültig zu seinen und meinen Gunsten oder Ungunsten entschieden hat. Bis dahin bleibt, soviel ist zumindest wahrscheinlich, alles beim Alten.

Es ist kein Wolf sondern eine ZIEGE.

Es sei denn, ein Komet träfe plötzlich auf das virtuelle Zentrum, in dem sich die Pixel aufhalten, welche genau diese Videos immer wieder auf unheimliche Weise zusammenfügen, auf dass wieder und wieder dasselbe darauf zu sehen sei. Sie sehen auf alle Fälle, dass ich mir ganz sicher bin, dass es bei der virtuellen Realität nicht mit rechten Dingen zugeht. Und seien Sie einmal ehrlich: Verstehen Sie denn, was genau das Substrat des Virtuellen sein soll, erfassen Sie sinnlich das Internet, ist Ihnen die unglaubliche Sprechblase des nur in Pixeln vorhandenen Diskurses der wie das neue Schwert des Damokles über unser aller Haupt hängt, nur dass es uns nicht sticht sondern besticht, nicht köpft sonder verkopft, nicht als Unheil über uns waltet sondern uns unheilvoll in durch virtuelle Blasen dominierte Gruppen spaltet, ist Ihnen also dieses Ding an sich, das wir, oder einige technikaffine Freaks unter uns in vielen Jahren wahrscheinlich zunehmend gut bezahlten Computerspielens erzeugt und dann hemmungslos und ohne jedes Gewissen, wie ich glaube, einfach auf den Rest der durch ihr Affengehirn für diese Manipulation leicht zu gewinnenden Menschheit losgelassen haben, etwa nicht auch ein klein wenig unheimlich, vor allem dann, wenn Sie nur für einen kurzen Moment den praktischen Nutzen des Virtuellen einmal zur Seite schieben und das rein Menschliche und sein gesundes Empfinden für ungeheure Manipulation und Verblendung als pures Teufelswerk in den Vordergrund rücken. Ja oder Nein?

Wie auch immer Ihre Antwort jetzt lauten mag. Wenn Sie sich durch diesen Text hindurchgelesen haben, dann haben Sie sich auch den Zugang zu meinen alten mir heute eben schon etwas peinlichen Videos wirklich verdient.

Vorsichtshalber verrate ich Ihnen jetzt aber nicht, wo Sie die finden. Vielleicht kommen Sie ja gar nicht von selbst drauf, und ich oder mein sieben Jahre altes Selbst entgeht somit Ihren neugierigen Blicken.

Einen Hinweis aber kann ich Ihnen dazu schon geben. Derselbe Text steht auch vor den Videos. Dort könnten Sie dann Folgendes lesen:

Im Übrigen glaube ich, dass dieser ganze neugeschriebene Text jetzt eigentlich hier ganz fehl am Platze ist. Der gehört doch einfach wirklich in den Blog-Teil meiner Websites. Ja, dort werde ich ihn jetzt gleich hinstellen. Aber nur für Sie, die tapferen Leser, welche sich in naher und ferner Zukunft noch mit diesem Text als Eintrittspforte in mein veraltetes Videoreich beschäftigen wollen oder sollen, lasse ich ihn zugleich auch noch hier.

Wenigstens kann ich hier OBEN am Beitragsbild mit einem selbst fotografierten Bären dienen, wenn ich Ihnen auch diesmal wieder kein Foto eines scheuen Wolfes anbieten kann. Die sogenannten Problemwölfe scheinen mich bisher offenbar eher zu meiden.